…sagt im heutigen Ö1 Morgenjournal eine der bekanntesten österreichischen Feministinnen und Autorinnen, Christine Nöstlinger. Im anschließenden Interview zählt sie nur einen Bruchteil der vielen bekannten Tatsachen auf, in denen sich die Benachteiligung von Frauen in Österreich auch im Jahr 2017 noch immer manifestiert: Österreich liegt bei den Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen mittlerweile EU-weit auf dem unrühmlichen vorletzten Platz (immerhin noch vor Estland), Alleinerzieherinnen gehören zu den am meisten von Armut gefährdeten Gruppen, Kinderbetreuung ist in vielen Bereichen immer noch absolut unzureichend und die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit nach wie vor skandalös! Frauen führen, vor allem was die unbezahlte Arbeit anbelangt, nach wie vor ein gesellschaftliches Schattendasein, tragen einen großen Teil der (sozialen) Gesamtlast und haben genau deshalb oftmals auch noch sehr viele persönliche Nachteile zu tragen!
Soviel – so unerfreulich!
Erfreulich ist, dass es gerade im politischen Kontext, jede Menge Hebel gibt, die man betätigen kann (leider oft nur könnte), um die Situation zu verbessern. Hier ein ganz konkretes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit:
Ich hatte im Rahmen meiner Hospitationen, die ich nun seit über einem Jahr in verschiedenen Sozialeinrichtungen der Steiermark durchführe, vor einer Woche Gelegenheit der Frauensprechstunde in der Marienambulanz beizuwohnen. Ein zutiefst beeindruckendes Team von teilweise ehrenamtlichen ÄrztInnen, Hebammen, SozialarbeiterInnen, …usw., kümmert sich hier um die Gesundheitsversorgung von Frauen, die entweder keine Versicherung haben oder aus sonstigen sozioökonomischen Gründen nicht in Arztpraxen versorgt werden. Ein extrem problematischer Bereich ist für viele dieser Frauen das Thema Verhütung.
Der erschütterndste Fall an diesem Vormittag war für mich eine junge syrische Frau mit 19 Jahren, 2 Kindern im Alter von eineinhalb Jahren und 8 Monaten, bei der in der Untersuchung bereits die dritte Schwangerschaft festgestellt wurde. Die behandelnde Frauenärztin und die Hebamme erklärten mir anschließend, dass für viele dieser Frauen die einzige Chance, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, ein extrem niederschwelliger und kostenloser Zugang zu Verhütungsmitteln wäre. Und zwar egal, woher sie kommen! Das ist aber natürlich eine Finanzierungsfrage.
Ich habe erst vor kurzem im Landtag einen Antrag auf „kostenlose Verhütungsmittel für junge Menschen“ eingebracht. Inhaltlich wurde mir von der Regierung zwar Recht gegeben, aus Kostengründen wurde der Antrag dennoch abgelehnt.
Insofern verstehe ich Christine Nöstlinger sehr gut, denn es ist die Aufgabe von ehrlicher Frauenpolitik, nicht nur am Frauentag, große Töne zu spucken (und schon gar nicht nur zu bejammern, was ist), sondern jeden Tag, bei jeder politischen Entscheidung, tatsächlich Maßnahmen zu treffen, die die Ungerechtigkeiten mindern!
Frauen sind diejenigen, die von ungewollten Schwangerschaften immer noch in erster Linie betroffen sind, Frauen sind ökonomisch in allen Bereichen nach wie vor massiv benachteiligt und Maßnahmen, die genau dazu beitragen würden, einen Teil dieser Benachteiligung zu beheben, will man sich dann einfach nicht leisten? Das geht nicht!! Auch die Frauen der Regierungsfraktionen, setzen hier bis jetzt leider kein gegenteiliges Zeichen. Über riesige Millionenbeträge wird (mehrheitlich von Männern! – siehe Verteilung im steir. Landtag, Gemeinderäten usw.) oft ganz locker entschieden. Wenn es um relativ kleine Beträge geht, die in erster Linie Frauen nutzen würden, ist der „Sparstift“ ganz schnell gezückt – leider zu teuer!
Dass der Frauentag Christine Nöstlinger „eigentlich nichts bedeutet“ wird wohl auch daran liegen, dass sie über viele Jahrzehnte immer wieder solche Beispiele erlebt hat. Doch sie endete heute in ihrem Interview ja auch mit dem Wunsch, dass Frauen gefördert werden mögen (und zwar auch und im Besonderen von Männern, weil genau die ja im Moment immer noch sehr viel häufiger dort sitzen, wo es Kapazitäten zum Fördern gibt!)
Für mich persönlich ist der Frauentag ein Auftrag, mich weiterhin mit all meinen Möglichkeiten dafür einzusetzen, nicht nachzugeben, die Forderungen immer wieder zu erheben, Frauen und Männer dafür zu gewinnen und davon zu überzeugen, dass eine gerechte Verteilung uns allen nutzt! Solange bis der Frauentag, der Tag echter Gleichstellung auf allen Ebenen ist – dann kann man ihn auch gerne umbenennen…