Von den vielen Dingen, die mich am schwarz-blauen Regierungsprogramm irritieren hier ein bezeichnendes Beispiel aus einem meiner Kernbereiche: „Umwelt“.
Bezeichnend für viele weitere Bereiche in diesem Programm ist vor allem die Unverfrorenheit, mit der auch hier unter den schönsten Überschriften (Seite 172: „Verantwortungsvoller Umgang mit unserer Umwelt“), Maßnahmen aufgezählt werden, die der Überschrift (also dem Ziel) geradezu diametral entgegen gerichtet sind.
Unter: „Schutz des Wassers als zentrales Element der Daseinsvorsorge“ findet man unter einigen anderen auch folgende Punkte:
Kein Ausverkauf der Ressource Wasser − Sicherstellung der langfristigen Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser und Wasser für die Landwirtschaft und Wirtschaft − Verbesserung des ökologischen Zustands der nationalen Fließgewässer − Weitere Verwaltungsvereinfachungen bei der Genehmigung und dem Ausbau der Nutzung von Wasserkraft
„Verwaltungsvereinfachungen bei der Genehmigung und dem Ausbau der Nutzung von Wasserkraft“ unter das Kapitel „Schutz des Wassers“ zu schreiben, ist dabei schon an und für sich unlogisch, vor allem aber im Zusammenhang mit den anderen Punkten richtiggehend grotesk.
Wenn man bedenkt, dass schon jetzt nur mehr minimale Fließsstrecken in Österreich unberührt sind und letztlich nahezu alle eingereichten Wasserkraftwerksprojekte bewilligt werden, könnte man es als gefährliche Drohung auffassen. In Zusammenhang damit, dass es in Österreich nach wie vor KEINE – von den Grünen im Übrigen immer wieder geforderte – Energieraumplanung, die Vorrangzonen, aber vor allem auch Tabuzonen für Wasser- und Windkraft definiert und auch noch immer KEINE glaubwürdige Strategie zum Klimaschutz gibt, droht damit völlig sinnlose Zerstörung der letzten unberührten Flussstrecken Österreichs.
Anstatt sich um die durch den Klimawandel drohenden Nutzungskonflikte (Trinkwasser, Bewässerung in der Landwirtschaft, Krafwerksbau,…) um die Ressource Wasser zu kümmern, wird also quasi ein Blankoscheck für Wasserkraftwerke ausgestellt und das Ganze dann auch noch als „Schutz des Wassers“ verkauft – sehr gelungen!
Bei einem derzeitigen Zuwachs des jährlichen Stromverbrauchs Österreichs von ca. 2% pro Jahr müsste man trotz eines Totalausbaus der Fließgewässer in spätestens einigen Jahren neue Alternativen finden. Unsere Flüsse wären dann allerdings allesamt verbaut.
Ohne dass man den ständigen Energie – Mehrverbrauch und die vielschichtigen Formen der Verschwendung stoppt, tragen neue Kraftwerke nur zu Naturzerstörung und noch mehr Verschwendung bei, können aber weder die Energiewende, noch Klimaschutz oder gar Wasserschutz gewährleisten. Und damit steigt die „Unsicherheit“ – daran werden dann auch noch so viele Sicherheitskräfte nichts ändern können!