Mein ambivalentes Verhältnis zum Muttertag

Ich hatte immer schon ein ambivalentes Verhältnis zum Muttertag.

Als Kind hab ich total gerne diese kleinen Geschenke für meine Mama gebastelt, Gedichte auswendig gelernt und in der Früh mit meiner Schwester auf der Wiese einen großen Blumenstrauß gepflückt. Allerdings hab ich auch damals schon ganz deutlich bemerkt, wie wenig dieser eine Tag in Hinblick auf die restlichen 364 Tagen im Jahr für meine Mutter verändert. Denn auch in meiner Familie war schon für mich als Kind damals in den 70er und 80er Jahren deutlich sichtbar wie ungleich die Verteilung von Hausarbeit, Kinderbetreuung und damit natürlich auch finanzieller Absicherung zwischen meinen Eltern war.

Das hat mein Leben und durchaus auch meine politischen Einstellungen doch sehr geprägt. Ich weiß noch, dass ich schon als kleines Mädchen beschlossen habe, dass für mich nur eine gleichberechtigte Beziehung in Frage kommt –  auch wenn ich das damals sicher noch nicht so ausgedrückt habe.

Als ich selbst Mutter wurde, war mein Mann dann tatsächlich einer der Ersten in der Steiermark, die Väterkarenz in Anspruch nahmen. Und die gleichberechtigte und faire Verteilung von Haushalt, Kinderbetreuung, Erwerbsarbeit und Freizeit, war auch darüber hinaus für uns selbstverständlich.

Auch meine Kinder haben zu jedem Muttertag nett kleine Geschenke gebastelt, Gedichte aufgesagt und Frühstück gerichtet. An meiner Tochter, die jetzt 22 Jahre alt ist, sehe ich auch sehr deutlich, dass sich in Hinblick auf eine gleichberechtigten von Frauen in den letzten 40 Jahren doch einiges verbessert hat, selbstverständlicher geworden ist.

Dennoch zeigen gerade auch die Folgen der Pandemie wieder überdeutlich, wie schnell es geht, dass Frauen (nicht nur Mütter!), wieder in Rollen gedrängt werden, die ihnen Doppel – und Mehrfachbelastung wie selbstverständlich aufbürden und im schlimmsten Fall in eine Spirale aus unbezahlter Arbeit, prekären Jobs, schlechtem Gewissen, Überbelastung und gesundheitlichen Probleme drängen.

Deshalb bleibt mein ambivalentes Verhältnis zum Muttertag auch 2021 bestehen. Der Muttertag geht auf eine Initiative der amerikanischen Frauenrechtlerin Anna Jarvis zurück. Um ihre 1905 gestorbene Mutter zu ehren und auf Probleme von Frauen aufmerksam zu machen, forderte sie einen Festtag für alle Mütter.  

Wir sind zwar schon ein Stück weiter als damals, doch von echter Chancengleichheit sind wir auch in der westlichen Welt noch immer weit entfernt. Deshalb ist der Muttertag für mich  – neben dem netten Frühstück mit meinen Kindern – vor allem ein Auftrag, mich weiterhin für eine gleichberechtigte Gesellschaft und Repräsentanz von Frauen in der Politik einzusetzen. In diesem Sinne wünsche ich allen, die ihn feiern, einen schönen Muttertag.

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