Die aktuellen Bilder von den Unwetterfolgen in Deutschland und mittlerweile auch in großen Teilen von Österreich haben etwas Apokalyptisches an sich. Szenen, die wir bisher maximal in irgendwelchen Weltuntergangsfilmen gesehen haben, spielen sich plötzlich ganz real direkt in unseren Nachbarländern ab. Alleine in Deutschland hat die Katastrophe bisher schon über 100 Menschen das Leben gekostet, über 1000 sind noch vermisst, ganze Landstriche verwüstet, Existenzen zerstört,…
Mir ist angesichts dieser menschlichen Tragödien sofort Helga Kromp – Kolb eingefallen. Die renommierte österreichische Klimawissenschaftlerin spricht schon seit Jahren im Zusammenhang mit dem Klima und seinen radikalen Veränderungen sehr oft von „Menschenschutz“ statt von Klimaschutz. Und angesichts der Bilder aus Deutschland bekommt dieser Begriff eine neue Dimension. Denn tatsächlich: dem Klima ist seine eigene „Veränderung“ reichlich egal, es hat auch keine Krise damit. Und es braucht keinen Schutz.
Es sind schlicht und einfach wir selbst (und andere Lebewesen), die Schutz und Sicherheit vor den dramatischen Folgen der Erderhitzung dringender denn je brauchen. Wenn wir nicht in Windeseile handeln, wird die Erderhitzung zur größten menschlichen Katastrophe aller Zeiten führen. Das sei all jenen besonders deutlich gesagt, die immer wieder die Frage stellen, ob die vielen notwendigen Maßnahmen, um diese Katastrophe noch zu verhindern, „sozial verträglich“ seien oder „wirtschaftlich tragbar“.
Es gibt kein Grundrecht auf Bequemlichkeit
Ja, das werden sie sein müssen! Es liegt rein in den Händen der Politik, sie dementsprechend zu gestalten – und das muss es uns wohl wert sein, wenn wir unseren Kindern ein Recht auf Überleben auf diesem Planeten sichern wollen.
Mag sein, dass wir dabei ein wenig Bequemlichkeit einbüßen. Aber ein Grundrecht auf Bequemlichkeit gibt es nun mal nicht. Mag sein, dass wir die eine oder andere Gewohnheit verändern müssen. Aber ist das wirklich ein zu hoher Preis für den Schutz von Menschenleben, für den Schutz unserer Sicherheit?
Und hat nicht gerade die Politik die Aufgabe oder vielmehr die Pflicht, den Menschen reinen Wein einzuschenken, für die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu sorgen und die notwendigen Veränderungen nach jahrzehntelanger Verzögerung endlich mit Volltempo voranzutreiben?
Noch immer nicht verstanden?
Aktuell kämpft unter anderem die SPÖ gerade wieder um jeden neuen Autobahnkilometer im ganzen Land. Werden es dieselben SPÖ (FPÖ, ÖVP) Politiker*innen sein, die dann die Katastrophengebiete besuchen, wenn die immer gewaltigeren Extremwetterereignisse irgendwo in Österreich zu Verwüstungen und Todesopfern führen? Und was werden sie den betroffenen Menschen sagen? Dass sie sich leider, leider nicht getraut haben, rechtzeitig gegenzusteuern? Dass ihnen einfach nichts Besseres einfällt, als weiterhin Autobahnen zu bauen, weil ja ohnehin in China und sonst wo auf der Welt alles noch viel schlimmer ist?
Auch im steirischen Landtag haben offenbar viele noch nicht verstanden, dass wir mit all diesen veralteten Rezepten, unsere Zukunft nicht retten werden. Das haben mir die vielen Debatten zum Umwelt – um Klimaschutz gerade auch in den letzten Sitzungen wieder sehr deutlich gezeigt.
Und dennoch bin ich so zuversichtlich wie nie zuvor. Denn immer mehr Menschen und auch immer mehr Wirtschaftsbetriebe haben verstanden! Sie wissen, dass wir nichts von allem, was wir Wohlstand nennen auf Dauer erhalten können, ohne unsere Lebensgrundlagen zu sichern. Sie wissen, dass wir diese nie dagewesene Krise nur gemeinsam bewältigen können. Und dass eine gerechte und lebenswerte Gesellschaft, kein „entweder Wirtschaft ODER Menschenschutz“ braucht, sondern ein „sowohl als auch“!
Jeden Tag lerne ich Menschen kennen, die diese Überzeugung in sich tragen. Das ist unglaublich motivierend und spornt mich täglich an. Ja, eine meiner wichtigsten Kraftquellen kommt von diesem Menschen und vom tiefen Wunsch, meinen Kindern und hoffentlich auch Enkelkindern irgendwann sagen zu können: „Ich hab mit so vielen anderen gemeinsam alles getan, um uns eine gute Zukunft zu ermöglichen – und es hat sich gelohnt!“
Liebe Sandra!
Du sprichst mir aus der Seele und hast es außerdem sehr gut und pointiert formuliert,
nur bin ich leider nicht so zuversichtlich, wie Du es zu sein vorgibst.
Das Tun des Einzelnen hilft da leider nicht mehr viel (wiewohl es sehr wichtig ist),
sondern die Politik gemeinsam mit der Wirtschaft ist gefragt, auch wenn es uns Bequemlichkeit kostet und Einschränkungen bringt. Bei Corona geht/ging das schließlich auch.
Bitte kämpf tapfer weiter!
Liebe Grüße
Harald Schimek