Diese Aufforderung kam gestern von LH Schützenhofer zu Beginn der Präsentation des Gesundheitsplans 2035. Und ja, das wird ganz sicher notwendig sein, wenn man den „Gesundheitsplan 2035“ tatsächlich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung ausrichten und nicht als „Lückenfüller“ für vergangene Versäumnisse oder gar als „Kürzungsprogramm“ in einem der essentiellsten Lebensbereiche verwenden will.
Entscheidend wird aus meiner Sicht sein, dass nicht nur – wie bei der gestrigen Präsentation in der Stadthalle – beeindruckende Bilder von der „Gesundheitsversorgung der Zukunft“ inszeniert werden, sondern der teilweise schon jetzt bestehende dramatische Mangel an Gesundheitsdiensten und (Kassen) ÄrztInnen vor allem in den Regionen ab sofort ernsthaft und für die Bevölkerung nachvollziehbar und sichtbar bekämpft wird!!
In den Gesundheitsgesprächsrunden, die ich im letzten Jahr in allen steirischen Regionen geführt habe, sind sehr viele Bereiche sichtbar geworden, wo schon seit längerer Zeit dringender Handlungsbedarf herrscht:
Wenn es teilweise schon seit Monaten und Jahren nicht gelingt, Kassenstellen für Allgemeinmedizin und FachärztInnen nach zu besetzen, kann man den Menschen verständlicherweise schwer glaubhaft machen, dass sich die Versorgung in ihrer Region durch die Schließung/Zusammenlegung von Abteilungen oder Spitälern, einen Telefonarzt oder wie auch immer geartete Gesundheitszentren verbessern wird. Denn egal wie die Gesundheitsversorgung organisiert wird: Es braucht dazu jedenfalls IMMER Menschen – in diesem Fall eben ÄrztInnen, Pflegefachkräfte, TherapeutInnen, SozialarbeiterInnen, Hebammen,…usw.
Woher diese nun alle plötzlich kommen und vor allem, warum sie sich dann auf einmal in den bis jetzt über Jahre „ausgedünnten“ Regionen niederlassen sollten, konnte mir bis jetzt niemand erklären.
Wenn es beispielsweise keine Logopädin, keinen niedergelassen Facharzt für Psychiatrie, keine psychosozialen und psychiatrischen Angebote für Kinder und Jugendliche gibt und mobile Pflegedienste aufgrund von sehr unterschiedlicher Handhabung der Gemeinden teilweise für sozial schlechter gestellte Menschen kaum erschwinglich sind und dann auch noch Kassenstellen für HausärztInnen gestrichen werden, fragen sich die Menschen in den betroffenen Regionen berechtigter Weise, ob sie BürgerInnen 2.Klasse sind!
Schließlich zahlen sie dieselben Sozialversicherungsbeiträge wie diejenigen, die zufällig im Zentralraum leben. Und schließlich ist nicht die Bevölkerung für die politischen Versäumnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte verantwortlich. Ärztearbeitszeitgesetz, schlechte Ausbildungsbedingungen für AllgemeinmedizinerInnen, Mangel an vielen Gesundheitsberufen, schlechte Leistbarkeit mobiler Dienste,…uvm. sind ja nicht vom Himmel gefallen – das ist „politikgemacht“!
Auch ich bin nach einem Jahr intensiver Beschäftigung mit der Thematik und unzähligen Gesprächen mit Menschen, die seit vielen Jahren und Jahrzehnten im Gesundheitsbereich arbeiten, davon überzeugt, dass es Veränderungen nun dringend braucht! Doch die vielfach beschworene „Beteiligung“ ist bis jetzt noch nicht bei den Menschen angekommen! Was bisher präsentiert wurde, gibt noch keine Antwort auf die vielen offenen Fragen und Bedenken der Bevölkerung und der vielen Menschen, die im Bereich der Gesundheitsversorgung arbeiten.
LH Schützehofer hat bei der gestrigen Präsentation dazu aufgefordert „Tun Sie mit! Tun Sie kritisch mit!“ Das werden wir tun! Und ich werde es mir dabei ganz bestimmt nicht leicht machen. Einfach wäre es, schlicht jegliche Veränderung abzulehnen, darauf zu beharren, das alles beim Alten bleiben muss. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass es Handlungsbedarf gibt – und das kann man bei aller Kritik an der pompösen Inszenierung und den vielen offen Fragen in diesem Fall den Verantwortlichen doch zugutehalten: Der Wille zur Veränderung scheint da zu sein und auch das Bewusstsein, das man ETWAS tun muss. Nur WIE diese „ETWAS“ aussehen soll, ist im Moment halt noch sehr unklar…
Ich habe in meinen Gesundheitsgesprächsrunden unglaublich viel zu hören bekommen, was aus Sicht der Menschen verändert werden muss:
Abbau des überbordenden bürokratischen Aufwands und der Hürden für Zusammenarbeit und Vernetzung der Gesundheitsberufe zum Beispiel, Anreize für Lehrpraxis, damit sich junge MedizinerInnen wieder zunehmend für das Fach „Allgemeinmedizin“ interessieren, Berücksichtigung von längeren Wegstrecken in den Regionen, einfache und auch wirtschaftlich sinnvolle Bedingungen für Gruppenpraxen (Teilen einer Kassenstelle!), finanzielle Anreize für MedizinerInnen, sich in den Regionen nieder zu lassen, Verbesserung von Quantität und Qualität der Ausbildung für AllgemeinmedizinerInnen und sonstige Gesundheitsberufe…usw.
Ein Satz, der ausnahmslos ÜBERALL gefallen ist, war: „Sie sind die erste, die uns fragt, wie wir die Sache sehen!“ – und das sagt tatsächlich viel! Bis jetzt ist LR Drexler die vielbeschworene Politik der Einbindung noch schuldig geblieben – bis jetzt war es eher „Verkündigungspolitik“!
Die nun geplanten Regionalkonferenzen werden zeigen, ob die Pläne flexibel genug sind, den Bedarf der Menschen zu berücksichtigen, ob wirklich eine sozial und regional gerechte Versorgung ( @Schickhofer: „…egal, ob am Land oder in der Stadt, die Menschen müssen immer den gleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben…) herauskommt…
Ob die Pläne flexibel sind und an die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen in den Regionen angepasst werden, wird letztlich darüber entscheiden, ob die Bevölkerung sie mehrheitlich mitträgt. Und ob man die ExpertInnen vor Ort in die Planung einbezieht wird darüber entscheiden, ob es auch zukünftig Menschen gibt, die in den Regionen der Steiermark ihren Gesundheitsberuf ausüben wollen.
Ich habe in den letzten Monaten sehr oft gehört: Man müsste uns nur so zusammenarbeiten lassen, wie es möglich wäre und nicht daran hindern, dann hätten wir das beste Primärversorgungsmodell der Welt!“
Es braucht jetzt sofort ein klares politisches Bekenntnis (und das heißt letztlich Anreiz und auch finanzielle Unterstützung) für den Ausbau einer zukunftsfähigen Primärversorgung, die alle notwendigen Bereiche abdeckt! Und wenn es da nicht gelingt, die Rahmenbedingungen mit Krankenkassen und Ärztekammer endlich so herzustellen, dass sie dem Gemeinwohl und nicht nur den Eigeninteressen dienen, ist letztlich alles andere obsolet!
In diesem Sinne, werde ich mich sehr gerne, kritisch in den angekündigten Dialog einbringen und den Plan eine Chance geben, sich unter Einbindung der Menschen zukunftsfähig weiterzuentwickeln (wie ja heute mehrfach angekündigt) – was dazu freilich hilfreich wäre: Wenn man zum Beispiel aus der Kleinen Zeitung nicht ständig mehr erfahren würde, als der zuständige Landesrat angeblich schon weiß….. 🙂
Warum bis 2035 warten mit Eruierung „wie sieht gesunde Ernährung aus“. Jetztzustand ist sinnvolles präventives Handeln. Studien zeigen auf, dass Kinder falsch ernährt werden, zu viele übergewichtig….Elternaufklärung, auch durch Schulen-Elternabend mit Experten. Gedankenlosigkeiten, Frustessen, Unwissenheit,….Die Verantwortung der derzeitigen Politiker ist jetzt gefordert, 2035 klingt nach Verzögerungstaktik.