Die verbalen Auswüchse von FPÖ Funktionären treiben im Moment ebenso menschenverachtende wie groteske Blüten. Während ein völlig enthemmter Innenminister Kickl, versucht, „das konzentrierte Halten von Flüchtlingen in Großquartieren“ in den täglichen Sprachgebrauch zu „integrieren“, kommen von Länderfunktionären der FPÖ kabarettreife Sprüche zur Abschaffung der Notstandshilfe.
Burgendlands LH Stellvertreter Tschürtz sowie der wahlkämpfende niederösterreichische Spitzenkandidat der FPÖ Udo Landbauer, meinten im Ö1 Interview diese Woche quasi einstimmig, wenn ein junger Millionär sich in die Arbeitslosigkeit „schummle“, wäre es doch irgendwie ok, auf sein Vermögen zuzugreifen!
Hmmmmm…..da war ich dann zwischen Lach – und Weinkrampf tatsächlich kurz hin und hergerissen – und ich war kurz davor den beiden zu schreiben: „Bitte, bitte, bitte stellt mir den jungen arbeitslosen Millionär vor, der sich in die Arbeitslosigkeit geschummelt hat und vom AMS Geld bezieht! Ich möchte den wirklich nur zu gerne kennen lernen, denn – sofern es ihn gibt – ist er wohl der Einzige seiner Art und extra seinetwegen die Notstandshilfe abzuschaffen, das ist dann ja wohl wirklich mal ein sensationelles Ereignis in Österreich! Veränderung eben – war ja auch angekündigt!
Doch leider ist die Sache ja bitterernst. Denn selbst wenn irgendwo in Österreich das oben beschrieben Unikat auftauchen sollte, trifft die Abschaffung des Arbeitslosenversicherungsschutzes in Form der Notstandshilfe in der „echten Realität“ wie wir wissen hauptsächlich Menschen um oder über 50, die ihr Leben lang gearbeitet haben, sich möglicherweise ein wenig erspart haben, eine Eigentumswohnung und ein Auto besitzen und nun von der Veränderungsregierung in die Sozialhilfe abgeschoben werden sollen. Mit allen negativen Konsequenzen: keine Anrechnung der bisherigen Tätigkeit und Verdiensthöhe, keine Anrechnung von Pensionszeiten mehr, Zugriff auf Erspartes und Eigentum, Anrechnung des Haushaltseinkommens (wurde bei der Notstandshilfe ja gerade von der letzten Regierung noch schnell abgeschafft – anscheinend nur, um dann gleich die gesamte Notstandshilfe abzuschaffen!),…
Langsam scheint es also manchen FPÖ Funktionären zu dämmern, dass sich hier ein Rundumschlag gegen Menschen anbahnt, die sie vorgeben zu vertreten und von denen sie – zumindest bisher – auch ganz gerne gewählt worden sind. Da packt man dann halt schnell mal die bewährten Ablenkungsstrategien aus: unmenschliche Rhetorik gegen AsylwerberInnen noch weiter verschärfen und neue Feindbilder erfinden. Für diesen Zweck sind „arbeitslose junge Millionäre“ allemal brauchbar – auch wenn es sie in echt gar nicht gibt….
Der ÖVP wiederum kann das relativ egal sein, denn das „sozial“ steht zwar noch irgendwo in einem alten Parteinamen, hat aber mit der „neuen ÖVP“ ohnehin kaum mehr was zu tun und überhaupt möchte man mit den Steuerzuckerln ja sowieso eine andere Klasse bedienen. Denn diese bekommen (in Form des Familienbonus) auch die HöchstverdienerInnen unserer Gesellschaft, egal ob sie ihn brauchen oder nicht – basta! Dass das Geld anderswo fehlt, müssen dann andere ausbaden….
Man könnte noch viel dazu schreiben und ich befürchte, es wird auch nicht ausbleiben, das in nächster Zeit häufiger zu tun. Wenn die schwarz – blaue Retroregierung in diesem Stil und mit dieser Stoßrichtung weitermacht und die angekündigten Schritte tatsächlich in dieser Form umsetzt, wird auch weiterer Protest dringend nötig sein. Ich selbst werde in der kommenden Landtagssitzung am Dienstag einen Antrag zur Beibehaltung der Notstandhilfe einbringen und bin natürlich schon sehr gespannt, wie sich die Parteien, die „sozial“ im Namen tragen (oder sich selbst jedenfalls gerne so benennen) dazu verhalten.
Aber für heute hätte ich abschließend noch einen bekannten Grünen Vorschlag zum Umgang mit arbeitslosen jungen Millionären: Da sie – schon aufgrund ihrer Jugend – ihre Millionen wohl selten alle selbst erarbeitet haben , wäre der Grüne Vorschlag einer moderaten Erbschaftssteuer hier sehr passend. Wir haben sie im Übrigen erst ab einer Million Erbe vorgeschlagen…also für Millionäre! Das hat die FPÖ im Wahlkampf noch als unfair bezeichnet und für die ÖVP kam ja Zugriff auf Eigentum ohnehin nicht in Frage… komisch, dass sich das jetzt in Bezug auf arbeitslose Menschen alles ganz anders anhört…
Gut gesprochen! Auch Politikerinnen verdienen gut. Du hast beide Welten kennengelernt. Wer wäre nicht gerne wohlhabender? Vermögenssteuer finde ich eine dringliche Idee. Auch höhere Steuerabgaben ab einem Einkommen von Netto 5000,- Euro. Vorallem dort wo es Millionäre gibt. Und die wird es vererbterweise in Zukunft vermutlich mehr geben. LG von Andrea!