Warum „Weiß Wählen“ nichts mit Unschuld zu tun hat und viele gute Gründe, Van der Bellen zu wählen.

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Bei den unzähligen Gesprächen und Diskussionen die ich in den letzten Tagen und Wochen geführt habe, gab es naturgemäß ein breites Spektrum an Meinungen. Die medial befeuerte Stimmung des „Lagerwahlkampfes“ war vor allem zuletzt auch im direkten Kontakt mit Menschen immer wieder mal spürbar. Als einigermaßen routinierte Wahlhelferin, ist man es aber sowieso gewohnt, dass einem nicht immer und überall Wohlwollen entgegen gebracht wird. Damit hatte ich daher auch keine großen Probleme, zumal auch der Zuspruch diesmal so groß wie nie zuvor war.

Auch über die wenigen eingefleischten FPÖ Wähler, die sich tatsächlich mal auf eine Diskussion mit mir eingelassen haben, war ich wenig erstaunt. Nur einmal hat´s mir eine leichte Gänsehaut aufgetrieben, als einer nach ca. 10 Minuten Hassrede gegen „Grüne, Ausländer und sonstiges G´sindel“ auf meinen Einwurf, dass ich es wichtig fände, trotz aller Unterschiedlichkeiten noch friedlich miteinander reden zu könne, erwiderte: „Jaja, jetzt könnt´s noch reden, aber lange nicht mehr…“ Nun ja, ich war noch nie ein besonders ängstlicher Mensch und hab auch nicht vor, es zu werden, aber in solchen Momenten wird´s mir dann schon auch ein wenig gruselig und ich frage mich, wie Hofer, Strache und Co. mit den niedrigen Instinkte, die sie teilweise in ihren WählerInnen an die Oberfläche bringen, im Fall des Falles tatsächlich umgehen würden.

Gerade deshalb hat mich wohl auch eine andere „WählerInnengruppe“ zunehmend irritiert, um nicht zu sagen aufgeregt. „Weiß wählen“ scheint in den letzten Wochen in manchen Kreisen fast ein bisschen „hip“ geworden zu sein. Die Begründungen reichen von der guten alten „Politikverdrossenheit“ über „der eine zu rechts, der andere zu links“ bis hin zu einer diffusen Art von Beleidigt-Sein, dass kein „eigener“ Kandidat mehr zur Wahl steht.

Ich habe noch nie verstanden, welches politische Statement „Nicht“ bzw. „Weiß-WählerInnen“ abgeben wollen. Einen feinen Unterschied könnte man, wenn man wollte, vielleicht noch ausmachen, aber in der Konsequenz ist beides ein gefährlicher und sinnloser Versuch, sich die Hände in Unschuld zu waschen – im einen Fall vielleicht noch ein wenig bewusster als im anderen. Danach kann man sich dann – egal wie es ausgeht – jedenfalls trefflich darüber beklagen, in den Sumpf der Politikverdrossenheit flüchten und so tun als hätte das alles nichts mit einem selbst zu tun… ja, so einfach kann man es sich machen. Auch das erlaubt die Demokratie – obwohl es zur Folge haben könnte, dass irgendwann nicht mehr viel von ihr übrig bleibt.

Auch wenn es natürlich „legitim“ ist, Verständnis habe ich absolut keines fürs „Weiß“ Wählen. Und wenn mir dann jemand – wie unlängst – erklärt, „Hofer geht auf keinen Fall, aber Van der Bellen ist halt wegen der unabhängigen Kandidatur auch unglaubwürdig und deshalb kann man beide nicht wählen“, kommen mir schon auch mal flapsige Sprüche aus: „Besser ein unabhängiger Grüner als ein abhängiger Blauer!“

Aber da es unglaublich viele gute Gründe gibt, Van der Bellen zu wählen und da es auch jetzt noch nicht zu spät ist, um von „weiß“ auf VdB zu schwenken, hier nochmal eine kleine, bunte Auswahl:

Weil er über alle Jahre seiner bisherigen aktiven politischen Tätigkeit Besonnenheit, Kompetenz, Intelligenz und Humor bewiesen hat.

Weil ihm eine unabhängige, objektive und einer humanistischen Grundhaltung entsprechende Amtsführung zuzutrauen ist.

Weil seine leitenden Prinzipien Hoffnung, Zuversicht und ein positives Menschenbild sind

Weil er für den Zusammenhalt von Menschen und für das Recht jedes Menschen auf ein würdiges Leben eintritt

Weil er auf Fragen antwortet und nicht auf alles eine Antwort hat

Weil er Menschen nicht in Schubladen steckt

Und für alle, die das nicht ausreichend überzeugt:

Es ist auch absolut ok, VdB zu wählen, weil er „das geringere Übel“ ist oder die „minimal bessere Alternative“ oder „gerade noch erträglich“ oder „nur mit Zähneknirschen“ ….alles jedenfalls besser, als danach zu bejammern, dass man etwas bekommen hat, was man eigentlich ja noch viel weniger wollte!

 

 

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