Weil wir es mit eigenen Augen sehen müssen….

img-20170209-wa0000_resized_1Auf Facebook habe ich in Bezug auf die Demos und das Protestcamp an der Mur unter anderem Folgendes gelesen:

„Diktat der Minderheit? Irgendwie kommt mir vor man akzeptiert nur was ins eigene Konzept passt. Widerstand mag ja schön sein, aber nicht immer demokratisch legitimiert. 5 Jahre juckte das Projekt niemanden und nun blockiert man gesetzlich geregelte Bauvorhaben. In Wirklichkeit zerstört sich gerade die Opposition der gewählten Parteien. Vielleicht realisiert man erst in Jahren wie der Rest der Menschen es sieht, aber im Moment interessiert nur das eigene Klientel. Unreif und unpassend…“

Als eine, die jetzt seit Montag täglich die Rodungen an der Mur beobachtet hat und weil wir uns als Grüne natürlich auch politisch (und zwar schon lange und immer wieder gegen dieses Projekt engagiert haben), kann ich das nicht so stehen lassen:

Mal ganz unabhängig von allem anderen, ist das Recht gegen oder für etwas, was die Mehrheit anders sieht, friedlich zu demonstrieren und zu protestieren für mich ein (bis jetzt) unantastbares Recht INNERHALB einer Demokratie!!! Auch wenn selbst diese Rechte ja im Moment vor unserem Innenminister nicht ganz in Sicherheit zu sein scheinen…alles andere ist für mich zutiefst antidemokratisch!

Aber nun zurück zur Mur:  Bei „gesetzlich geregelten Bauvorhaben“, die aufgrund der Umweltverträglichkeitsprüfung eigentlich negativ beurteilt worden und einzig und allein wegen des angeblichen „übergeordneten öffentlichen Interesses“ bewilligt worden sind, richtet sich mein Protest eigentlich gar nicht nur gegen das Projekt selber, sondern gegen genau diesen Vorgang! Wenn man dann noch die gigantische Werbemaschinerie von ESTAG und Konsorten, mit Unterstützung diverser Medien und  im Zusammenhang mit der Berichterstattungsverweigerung über die Fakten, die gegen das Kraftwerk sprechen und den Widerstand, den es schon davor gegeben hat und die Verweigerung der Volksbefragung berücksichtigt, obwohl über 10 000 Menschen dafür unterschreiben haben, die sehr wohl verstanden haben dürften, wofür sie da unterschreiben…dann ist Protest nicht nur legitim, sondern aus meiner Sicht sogar dringend notwendig!

Und noch ein Aspekt ist mir sehr wichtig:

Auch wenn es in Bezug auf dieses Murkraftwerk nicht mehr klappen sollte, die Zerstörung endgültig aufzuhalten – es gibt noch viel Natur, die in Zukunft sinnlos zerstört werden könnte!

Natürlich muss man (vor allem als politische Partei) letztlich akzeptieren, wenn es keine Rechtsmittel bzw. aufschiebende Mittel mehr gegen ein Projekt gibt, aber einerseits ist auch da aus meiner Sicht immer noch nicht alles restlich geklärt (und der Protest richtet sich auch gegen die Nicht Einhaltung diverser Auflagen) und andererseits richtet sich der jetzige Protest auch in die Zukunft – es geht auch um Bewusstseinsarbeit für zukünftige Pläne:

Diese Bilder vom leergefegten Murufer, den Tieren, die dort vertrieben und getötet werden, den Menschen die dort fassungslos stehen und sagen, sie hätten sich das nicht so „wild“ vorgestellt. Diese endgültige Zerstörung von Erholungsraum, natürlichem Feinstaubfilter, CO2 Speicher und Temperaturausgleich mitten in einer Gegend von Graz, wo es sonst wirklich nicht allzu viel Grünes und Schönes gibt, dafür aber sehr viel Verkehr, schlechte Luft, Lärm, …usw.(ich sage das aus Erfahrung, weil ich selbst dort jahrelang gewohnt habe) – das alles empfinde ich nach wie vor als grundlegend falsch! Wenn ich glauben könnte, dass dafür auf irgendeine andere Weise, irgendwas für Graz, die Steiermark oder diesen Planeten besser würde, dann könnte ich mich wenigstens damit trösten. Aber  dafür spricht leider gar nichts! Im Gegenteil! Wir brauchen dieses Kraftwerk NICHT!!!!! http://diepresse.com/home/3816155/

Und deshalb darf so was einfach nie wieder passieren!

Einer der Muraktivisten hat  mir heute inmitten dieser traurigen und teilweise ohnmächtigen Stimmung etwas total Schönes gesagt:“ Wir müssen jetzt da sein, um es mit eigenen Augen zu sehen, um es erzählen zu können und um für das nächste Mal zu lernen, dass wir noch viel früher und viel stärker dagegen auftreten müssen!“

Ja und so traurig es ist, auch für dieses Lernen alleine lohnt sich der Protest aus meiner Sicht schon!

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